So bewertest du ein Aktienunternehmen

Hat man sich nun entschieden seine erste Aktie zu kaufen, so stellt man sich bereits am Anfang folgende Frage. Welche Aktie soll ich nun kaufen, schließlich gibt es da so einige? Als Anfänger ist man an dieser Stelle bereits überfordert, schließlich möchte man sein Geld in das „allerbeste“ Aktienunternehmen investieren. Genau aus diesem Grund kann und muss man Aktienunternehmen bewerten. Wie genau das funktioniert und wie du mit einfachen Schritten eine gute Aktie findest, erfährst du in diesem Artikel.

Aktienbewertung für Anfänger

Vermutlich denkst du jetzt, dass es sich bei der Bewertung einer Aktie um etwas Hochkomplexes handelt. Schließlich kennt man ja die nach den Nachrichten folgenden Börsennews. Ein Experte erklärt oft schwer nachvollziehbar, warum der Kurs nach oben oder nach unten gegangen ist. Dennoch ist es eigentlich gar nicht so schwer, wie es vielleicht im ersten Moment scheint. Denn man darf nicht vergessen, dass eine Aktie ein Anteil an einem realen Unternehmen ist. Diesen Anteil möchte man natürlich so günstig wie möglich kaufen. Eine der wichtigsten Fragen, die man sich also stellen sollte ist, ob das Unternehmen günstig oder teuer bewertet ist. Was man natürlich auch nicht vernachlässigen darf ist, ob das Unternehmen überhaupt erfolgreich ist oder bereits kurz vor der Insolvenz steht. Schließlich möchte man eine möglichst hohe Rendite erwirtschaften.

Genau diese beiden Fragen werden mithilfe der sogenannten Fundamentalanalyse geklärt. Dabei geht es darum profitable Aktien aufzuspüren, indem man deren inneren Wert ermittelt. Vielleicht fragst du dich jetzt, was das schon wieder für ein kompliziertes Wort ist. Aber keine Sorge im Folgenden werde ich noch genau erklären, wie die Fundamentalanalyse funktioniert und wie man sie richtig anwendet.

Die Fundamentalanalyse

Wie bereits erwähnt, kann man eine profitable Aktie mithilfe der Fundamentalanalyse aufspüren. Genau genommen geht es dabei darum, den inneren Wert einer Aktie herauszufinden. Hinter dem inneren Wert steckt eigentlich nur die Frage: Wie erfolgreich ist das Aktienunternehmen? Um das herauszufinden und somit aussichtsreiche Aktien zu finden, muss man einige fundamentale Kennzahlen genauer unter die Lupe nehmen. Diese Kennzahlen werden mithilfe anderer Daten, wie zum Beispiel Aktienkurs, Unternehmensgewinn oder Umsatz berechnet. Diese wichtigen Daten und Kennzahlen findet man immer im aktuellen Geschäftsbericht des jeweiligen Unternehmens. Diesen würde ich dir auch empfehlen, vor jeder Bewertung zu lesen. Hört sich jetzt vielleicht im ersten Moment langweilig an, kann aber durchaus sehr interessant sein, da man einen sehr guten Einblick in das Unternehmen bekommt.

Im Folgenden möchte ich dir nun die wichtigsten Kennzahlen aufzählen. Vielleicht hast du schon mal von der ein oder anderen gehört. Bei den Kennzahlen unterscheidet man zwischen dynamische Fundamentalkennzahlen (verändernde) und statische Fundamentalkennzahlen (gleichbleibende).

Die wichtigsten dynamischen Fundamentalkennzahlen:

  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
  • Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)
  • Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)
  • Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)
  • Cashflow je Aktie
  • Gewinn je Aktie
  • Dividende je Aktie
  • Dividendenrendite
  • Marktkapitalisierung

Die wichtigsten statischen Fundamentalkennzahlen:

  • Umsatz
  • Jahresüberschuss (Gewinn)
  • Eigenkapitalquote
  • Verschuldung
  • EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern)

Das wären hiermit die wichtigsten Kennzahlen für die Fundamentalanalyse. Natürlich gibt es noch viele weitere, das würde hier jedoch den Rahmen sprengen und vermutlich den ein oder anderen überfordern. Falls du dich jedoch genauer mit der Bewertung beschäftigen möchtest, kann ich dir dieses Buch empfehlen. Kennzahlen wirken nun im ersten Moment etwas abstrakt, aber keine Sorge, im folgenden Teil werde ich noch genauer auf die Berechnung und Anwendung eingehen.

Kennzahlen der Fundamentalanalyse

In diesem Teil möchte ich noch genauer auf die Berechnung und Anwendung der wichtigsten Fundamentalkennzahlen eingehen. Jedoch werde ich nicht auf jede oben aufgezählte Kennzahl eingehen und nur die allerwichtigsten genauer erläutern. Ich möchte dir einfach und verständlich zeigen, wie du sie selbst anwenden kannst und damit deine eigene Aktienbewertung durchführen kannst.

 

KursGewinnVerhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine der wichtigsten Kennzahlen bei der Aktienbewertung. Kurz gesagt gibt das KGV an, wie hoch der Preis pro Aktie im Verhältnis zum Gewinn pro Aktie steht. Durch das KGV kann man herausfinden, ob die Aktie zum aktuellen Zeitpunkt unterbewertet oder überbewertet ist. Ist eine Aktie günstig bewertet, so kann es ein lohnender Kauf sein. Dasselbe gilt in Ausnahmefällen aber auch für teuer bewertete Aktien.

KGV = aktueller Aktienkurs / Gewinn je Aktie

Noch einfacher erklärt, sagt das KGV voraus, wie viele Jahre es laut aktuellen Zahlen dauert, bis das Unternehmen den Aktienwert als Gewinn erwirtschaftet hat. Ist das KGV eines Aktienunternehmens zum Beispiel bei 12, so würde es 12 Jahre dauern, bis der aktuelle Aktienwert in Gewinn umgewandelt wäre. Daraus können wir nun folgendes schließen: Je geringer das KGV, desto besser. Da das Unternehmen mit einem niedrigeren KGV weniger Jahre braucht, um den Wert je Aktie in Gewinn umzuwandeln. Das bedeutet wiederum, dass die Aktie höhere Chancen hat, in nächster Zeit zu steigen. Der Grund: Die Aktie ist noch günstig bewertet, dass könnten auch andere Anleger entdecken, welche wiederum einstiegen und den Kurs nach oben treiben.

Aber welcher KGV-Wert ist nun gut? Aktien mit einem KGV von unter 10, gelten meist als unterbewertet. Ein KGV von 15 bis 20 als durchschnittlich und ein KGV von über 30 als überbewertet. Jedoch muss man beachten, dass das KGV von Branche zu Branche unterschiedlich niedrig oder hoch ausfallen kann. Die genannten Werte sind lediglich ein Richtwert. Außerdem sollte man sich nicht nur auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis verlassen. Denn nur ein niedriges KGV bedeutet noch längst nicht, dass die Aktie auch in Zukunft steigen wird. Zudem ist das KGV nicht ermittelbar, wenn ein Unternehmen noch Verluste schreibt, da hierbei eine negative KGV herauskommen würde.

Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) wird oft verwendet, wenn das Aktienunternehmen noch keine oder nur geringe Gewinne schreibt. Der Vorteil des KUV ist, dass hierbei der Gewinn nicht berücksichtigt wird. Das ist vor allem bei Start-Ups sehr hilfreich, da diese in den ersten Jahren meist keinen Gewinn, jedoch bereits einen hohen Umsatz erwirtschaften. Kurz gesagt ist das KUV also das Verhältnis zwischen Marktkapitalisierung und Umsatz.

KUV = Marktkapitalisierung / Umsatz

Auch das KUV hat den Zweck zu ermitteln, ob das Unternehmen günstig oder teuer bewertet ist. Ein KUV-Wert von unter 1 gilt meist als unterbewertet und es wird davon ausgegangen, dass die Aktie noch Kurspotential nach oben verfügt. Aktien die ein KUV von über 1,5 aufweisen, gelten aber bereits als überbewertet. Jedoch sollte auch das KUV nicht alleine betrachtet werden, sondern immer in Kombination mit anderen Kennzahlen.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) ist ebenfalls eine sehr wichtige Kennzahl. Denn im Vergleich zum KGV, ist das Kurs-Cashflow-Verhältnis weniger manipulierbar. Das liegt daran, dass der Gewinn durch interne Vorgänge, wie Buchungen und Rückstellungen verfälscht werden kann. Der Cashflow hingegen betrachtet wirklich nur das Kapital, welches auch wirklich verfügbar ist. Daher wird das KCV auch oft als Indikator verwendet, um die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zu prüfen. Ein weiterer Vorteil des KCV ist, dass auch Unternehmen, welche noch keinen Gewinn aufweisen, verglichen werden können. Denn zur Berechnung ist lediglich ein positiver EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) nötig.

KCV = aktueller Aktienkurs / Cashflow je Aktie

Zur Berechnung muss zuerst der Cashflow je Aktie berechnet werden. Dieser setzt sich aus dem operativen Cashflow (nicht der freie Cashflow) und der Anzahl der Aktien zusammen. Der operative Cashflow wird hierzu durch die Aktienanzahl dividiert. Jetzt hat man den Cashflow je Aktie. Nun wird nur noch der aktuelle Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie dividiert und man erhält das KCV. Wichtig ist immer, dass man das KCV nur mit Unternehmen in derselben Branche vergleicht. Grundsätzlich gilt: Je geringer das KCV ausfällt, desto besser. Eine Aktie mit einem KCV von unter 1 gilt meist als unterbewertet.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) sagt aus, wie viel der Anleger mit jedem investierten Euro am Eigenkapital des Unternehmens erwirbt. Schließlich ist der Buchwert eines Unternehmens, dessen Eigenkapital abzüglich der Verbindlichkeiten. Er umfasst also neben den Barvermögen auch alle weiteren geldwerten Gegenstände, wie unter anderem auch Maschinen und Immobilien. Das KBV fasst nun zusammen, wie viel das Unternehmen bei einer Liquidation wert wäre.

KBV = Marktkapitalisierung / Eigenkapital

Berechnet wird das KBV aus der Marktkapitalisierung dividiert durch das Eigenkapital. Als Ergebnis erhält man das KBV und somit den Wert, welchen man pro investierten Euro am Eigenkapital erhält. Auch hier gilt wieder: Je geringer das KGV, desto eher ist die Aktie unterbewertet. Jedoch ist auch das kein fester Beweis und es müssen daher auch immer andere Kennzahlen berücksichtigt werden.

Eigenkapitalquote          

Die Eigenkapitalquote gehört zu den wichtigsten Kennzahlen, um die Sicherheit und Finanzkraft von einem Aktienunternehmen zu prüfen. Die Eigenkapitalquote gehört zu den Bilanzkennzahlen. Sie zeigt wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist. Daher gilt: Je höher die Eigenkapitalquote ist, desto höher ist die finanzielle Stabilität und Sicherheit des Unternehmens. Somit können auch Verluste und unvorhersehbare Ausgaben aufgefangen werden.

Eigenkapitalquote = (Eigenkapital / Bilanzsumme) * 100

Bei der Eigenkapitalquote gibt es keine generell festgelegte Regel. Grundsätzlich ist aber eine Eigenkapitalquote über 30 % eine gute Faustregel. Liegt sie zwischen 20 % und 30 % so sollte man prüfen, ob ein Aufwärtstrend zu erkennen ist. Sollte sie unter 20 % liegen, so sollte man nur in Ausnahmefällen investieren.

 

Mithilfe dieser genannten Kennzahlen kannst du dir bereits ein sehr gutes Bild des jeweiligen Unternehmens machen. Das Schöne an diesen ganzen Kennzahlen ist auch, dass du sie nicht mehr selbst berechnen musst. Mittlerweile findet man immer aktuelle Daten auf verschiedenen Finanzportalen. Besonders empfehlen kann ich dir hierzu onvista.de und finanzen.net. Auf beiden Websites kannst du die wichtigsten Kennzahlen finden, sowie einige andere Dinge, die dir bei deiner Bewertung hilfreich sein können.

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